RuhrNachrichten, Ausgabe Lünen, 25. Mai 2016

Die "Klüngelgarde" mit Herold in mittelalterlich anmutenden Kostümen.

RN-Fotos Textoris

Etwas wirklich Großes

"Heimatnachmittag" zum Stadtjubiläum bot den zahlreichen Gästen Vielfalt

LÜNEN. Was der Stadtverband für Heimatpflege bescheiden als "Heimatnachmittag zum 675-jährigen Stadtjubiläum" angekündigt hatte, war in Wirklichkeit eine Großveranstaltung. Nicht nur wegen der Anzahl der Zuschauer, die am Sonntagnachmittag dafür sorgten, dass auch der letzte Platz im Hansesaal besetzt war. Sondern vor allem wegen der Vielfalt, der qualitativen Inhalte und der Länge des Programms.

Insbesondere aber wurde gezeigt, was private Initiative gepaart mit ehrenamtlichem Engagement innerhalb des Vereinswesens in Lünen auf die Beine stellen kann. Und weil das Hauptprogramm so vollgespickt war, gab es schon ein Programm vor dem Programm. Während die eintreffenden Gäste sich mit Kaffee und Kuchen auf den Nachmittag einstimmten, erinnerte Knut Thamm an Ereignisse der letzten Jahrzehnte, die er filmisch begleitet hatte.

Spenden dank Drehorgel

In einer spontanen Aktion kurbelte der ehemalige Schulleiter der Heinrich-Bußmann-Schule, Jürgen Ortlepp, mit seiner Drehorgel und dem Lied "Glück auf" die Spendenbereitschaft der Zuschauer an und "erspielte" 220 Euro für den Kinderhospizverein.
Mit "I will survive" eröffnete das Akkordeonorchester Lünen unter Leitung von Martin Depenbrock das Hauptprogramm. Wie oft mögen sich Lüner Bürger in den vergangen 675 Jahren in Kriegs- und Notzeiten diesem Motto zum Überleben gefolgt sein? Weil man musikalisch manchmal mehr sagen kann als allem mit Worten, stimmte Horst Störmer zur Begrüßung ein Lied von Hannes Wader an: "Gut wieder hier zu sein." Der stellvertretende Bürgermeister Siegfried Störmer stellte die Bedeutung des Ehrenamts heraus und würdigte seinen Namensvetter (ohne verwandtschaftliche Beziehung) mit den Worten: "Horst Störmer ist selbst ein Stück Heimat." NRW Arbeits-

minister Rainer Schmelzer betonte in einer humorigen Ansprache seine Verbundenheit mit Niederaden und verriet den Zuhörern, dass er von drei Frauen gelenkt wird: seiner Ehefrau, der Ministerpräsidentin und seiner Chorleiterin Simone Witt. Dann folgte Schlag auf Schlag eine "kulturelle Leistungsschau". Das Akkordeonorchester zeigte mit einem Santiano- und Musicalmedley die Bandbreite seines Repertoires, die Niederadener Chöre zeigten sich stimmgewaltig und Michael Gresch führte als Gesangsolist im passenden Outfit mit Zylinder die Zuhörer zurück in die 20er Jahre. Doch der Chef der Kulisse zauberte noch andere Überraschungen aus dem Hut. Er präsentierte die "Klüngelgarde" in historischer Kostümierung und konnte danach sogar eine Welturaufführung ankündigen. Seine Nichte Ina Kocher hatte in der Tradition der Commedia dell'arte ein Stück geschrieben, das Mitglieder des Ensembles, ausgestattet mit farbenprächtigen Kostümen von Therese Gresch, unterhaltsam darboten.

Mini-Chronik

Unterstützt vom Kiepenkerl Peter Glaeser und LWL Kreisheimatpfleger Dr. Peter Kracht blickte Horst Störmer in einer "Minichronik" auf 30 Jahre erfolgreiche Arbeit des Stadtverbandes für Heimatpflege zurück. Ein letzter Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Schwarzlichttheaters DIA-Negativ. Wenn auch die absolute Abdunkelung nicht ganz klappte, so blieb doch ausreichend Raum für Illusion, Fantasie und Poesie. Zum Ende des vierstündigen Programms ließ Horst Störmer unter Publikumsbeteiligung musikalisch den "Lüner Wind" wehen, der mindestens genauso symbolträchtig ist wie die berühmte "Berliner Luft". "Die gelungene Mischung hat mich total begeistert", urteilte Besucher Gerhart Petrowitz, "das war ein gelungener Heimatabend ohne die oft übliche Heimattümelei."

Diethelm Textoris

Jürgen Ortlepp wünschte mit seiner Drehorgel und dem Steigerlied der Veranstaltung eine gutes Gelingen.

(RN-FOTO)

Lieder sagen manchmal mehr als Worte: Horst Störmer sang in der Tradition von Hannes Wader und Bob Dylan.

(RN-FOTO)

"Schöner Gigolo, armer Gigolo", Michael Gresch führte die Zuhörer zurück in die 20er Jahre.

(RN-FOTO)

Über 250 Zuschauer füllten beim Heimatnachmittag den Hansesaal.

(RN-FOTO)

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